Mittwoch, September 18, 2013

Kindeswohl-Fragen zum Adoptionsrecht

Da keine der im Bundestag vertretenen Parteien den Alleinerziehenden pauschal die Kompetenz abzusprechen wagt, stellen sich folgende Fragen:

1. Warum wird dann solche Kompetenz zwei Männern oder zwei Frauen bestritten, obgleich sie praktisch doppelt anzunehmen wäre, obendrein es homosexuelle Eltern mit eigenen Kindern aus früheren Beziehungen oder Seitensprüngen gibt, die also "zulässig" sind?

2. Warum dürfen dann alleinstehende Frauen oder Männer keine Kinder adoptieren, obgleich ihnen niemand das "Kindermachen" zu verbieten wagt?

3. Warum dürfen dann unverheiratete Paare keine Kinder adoptieren, obgleich ihnen niemand das "Kindermachen" zu verbieten wagt?

Mir scheint, das geltende Adoptionsrecht hinkt dem gesellschaftlichen Bewusstsein zur Realität weit hinterher und wird für konservative Sexualvorstellungen instrumentalisiert, während für das Kindeswohl einzig entscheidend ist, ob Kinder glücklich machende Zuwendung erwartet werden kann.

Hingegen hätte ich Verständnis für Wartefristen, um Kinder vor übereilten Wünschen zu schützen, wenngleich solch Schutz für leibliche Kinder ein Ding der Unmöglichkeit wäre, aber im Adoptionsbereich ist das immerhin möglich, sollte dann auch genutzt werden.

Persönlicher Hintergrund: Ich habe Hochachtung vor Menschen, die aus nicht bloß egoistischen Gründen elternlose Kinder in Pflegschaft nehmen oder adoptieren, denn ich weiß aus Erfahrungen der eigenen Familie, des eigenen Bekanntenkreises und insbesondere aus Erfahrungen sogenannter "Heimkinder", wie kompliziert die Prozedere sind, in vielem leider auch kompliziert sein müssen, wie kompliziert auch familiäres Zusammenwachsen sein oder scheitern kann, so dass ich lieber darüber schreibe als es für mich Praxis werden dürfte, obgleich sich dann die Frage stellt, wie oft ich oder andere durch solche abweisende Haltung Kinder im Unglück belassen.

Statistischer Hintergrund: Allein in Deutschland gibt es mehr 65.000 "Heimkinder" (Stand 2011), sicherlich nicht alle "zur Adoption frei", aber wir leben in einer globalisierten Welt, die in vielen Regionen für Millionen elternloser Kinder vollends katastrophal ist, so dass sich Adoptionsfragen auch international stellen. Das könnte nebeneffektiv in armen Regionen demographisch und sozial entlasten und geburtenschwachen Regionen die dort typisch "späten Kinderwünsche" erfüllen, wenngleich in jeder Möglichkeit auch Missbrauchsrisiken sind, die allerdings eingedämmt wären, wenn die gesamtgesellschaftliche Mitverantwortung für das Kindeswohl gleichermaßen Bedeutung beigemessen würde wie den Selbstbestimmungsansprüchen aus unserem Familienbegriff.